Belarus ist das uralte slawische Land. Es liegt im geografischen Zentrum Europas. Seine Geschichte ist von jahrhundertelangen Traditionen der Zusammenarbeit, Beständigkeit und Toleranz geprägt. Für das Verständnis der belarussischen Geschichte, seiner Kultur sind mehrere Faktoren von Bedeutung.
Das Gebiet des heutigen Belarus wurde bereits in der Steinzeit besiedelt. Die ersten Siedlungen wurden im Homeler Gebiet gefunden und werden auf etwa auf 26 000 bzw. 23 000 vor Christus datiert.
In der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends formierten sich ostslawische Stämme. Die Belarussen als Ethnos bildeten sich aus ostslawischen Stämmen, den Dregowitschern, Kriwitschern und Radimitschern heraus. An der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert entstand ein ostslawisches Staatsgebilde, die Kiewer Rus. Im zehnten/elften Jahrhundert wurden praktisch alle ostslawischen Stammesbündnisse zu diesem großen Staat zusammengeschlossen.
Als älteste belarussische Städte gelten Polack (862), Witebsk (947), Turow (980). Insbesondere entwickelte sich das Fürstentum Polack. Der erste Polacker Fürst hieß Rogwolod. In dieser Zeit, Mitte des zehnten Jahrhunderts, entwickelte sich das Polacker Fürstentum zu einem wichtigen politischen und kulturellen Zentrum der Kiewer Rus. Es trennte sich von der Kiewer Rus und wurde bald zu einem selbstständigen Staat mit den Gebieten um Polack, Minsk und Witebsk. Zu den großen Herrschern im Polacker Fürstentum gehörte der Fürst Wseslaw. In der Geschichte bekam er für seine Klugheit, Weisheit, Vaterlandsliebe den Namen Zauberer.
Der Handelsweg von den „Warägern zu den Griechen“ verband das Baltikum und die Ostseeregion mit dem Schwarzen Meer und mit dem Orient. Das Polacker Fürstentum lag mitten auf diesem Handelsweg. Es entstanden neue Städte, die sich zu den politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Zentren entwickelten. Die Verbreitung des Christentums trug zur Entwicklung der Architektur, Schriftkultur bei. Im zehnten/dreizehnten Jahrhundert war das Polacker Fürstentum auch ein geistliches Zentrum mit der berühmten Sophienkathedrale. Es bildete sich eigene Polacker Architekturschule.
Im dreizehnten Jahrhundert kündigten sich zwei gefährliche Feinde. Im Westen bedrohte der Deutsche Ritterorden mit seinen territorialen Ansprüchen. Im Osten waren die Mongoltataren.
Der litauische Fürst Mindaugas vereinte im dreizehnten Jahrhundert, teilweise mit Gewalt, einen Teil der litauischen und ostslawischen Länder und gründete das Großfürstentum Litauen. Er wurde vom Papst zum ersten und einzigen König Litauens gekrönt. Das Großfürstentum Litauen war im späten Mittelalter der größte Staat in Europa und reichte vom Baltikum und der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Das heutige Belarus war das Teilgebiet des Großfürstentums Litauen. Die erste Hauptstadt war die belarussische Stadt Navahrudak (heute Hrodnaer Gebiet). Erst 1323 wurde die Hauptstadt nach Vilnius verlegt. Zur offiziellen Amtssprache wurde das Altbelarussische. In dieser Sprache wurden die Gesetze zusammengefasst. Das sogenannte Statut des Großfürstentums Litauen war für damalige Verhältnisse eine sehr demokratische Verfassung. Die Altbelarussische Sprache war von der Mitte des 14. bis Ende des 17. Jahrhunderts Kanzleisprache. In der belarussischen Geschichte wird diese Zeitperiode als Goldenes Zeitalter bezeichnet.
Im vierzehnten Jahrhundert sahen die Machtverhältnisse schon ganz anders aus. Im Westen gewann Polen an Macht und Einfluss. Das Moskauer Großfürstentum bedrohte im Osten. Die Bedrohungen durch den deutschen Ritterorden wurden immer stärker. Polen und Litauen hatten keinen Zugang zum Meer. Der Großfürst zurzeit Jahajla musste zwischen Polen und Moskau wählen. Er entschied sich für Polen und katholischen Glauben gegen Orthodoxie. Im Schloss von Kreva (Hrodnaer Gebiet) heiratete er polnische Königin Jadwiga und bestieg dadurch den polnischen Thron als König Wladislaw Jagiello. Am 14. Oktober 1410 fand die Schlacht von Grunwald statt. Unter Großfürst Vytautas wurde der Deutsche Ritterorden in der Schlacht von Tannberg und Grunwald vernichtend geschlagen.
Im sechzehnten Jahrhundert führte das Großfürstentum eine Reihe von Kriegen. Die politische und wirtschaftliche Lage des Staates wurde immer schwächer. Im Juli 1569 wurde die Union von Lublin unterzeichnet. Es entstand somit die gemeinsame Föderation vom Königreich Polen und Großfürstentum Litauen. Der föderale Staat hieß Rzeczpospolita. Die Rzeczpospolita war eine konstitutionelle Monarchie mit einem Wahlkönig. Der Monarch wurde in Polen gewählt und in Krakau gekrönt. Der König teilte die Macht mit der Hochadel (Magnaten) sowie mit der Kleinadel (Szlachta). Beide Länder erhielten einen gemeinsamen Herrscher, Senat und Reichstag. Jeder dritte Reichstag musste auf litauischem Boden stattfinden. Außenpolitik und Münze bildeten Unionsangelegenheiten. Recht, Justiz, Verwaltung, Finanzen und Militärwesen regelten Polen und Litauen weiterhin selbständig. In der Landesverwaltung behielt der litauische Adel das Recht auf Ämterbesetzung und Steuererhebung. Nach dem dritten litauischen Statut war Belarussisch offizielle Staatssprache. Das Statut wurde in der belarussischen Sprache abgefasst und stellte damals die einzige vollständige Zusammenführung von Gesetzen in Europa. Die erhalten gebliebenen Privilegien verhinderten aber nicht die Polonisierung des litauischen Adels.
Das 16. Jahrhundert war eine schwere Zeit für die orthodoxe Kirche. Viele Adlige schlossen sich der Reformation an. Die Katholiken lösten durch den Jesuitenorden den Prozess der Gegenreformation aus. Das hatte unmittelbare Auswirkung auf Belarus. Die orthodoxen Kirchen wurden in die protestantischen umgewandelt. Die belarussische Reaktion auf diese Entwicklungen war die Schaffung einer Unierten Kirche.
Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kirchenunion geschlossen. Die katholische und die orthodoxe Kirche sollte zur sogenannten Unierten Kirche mit dem Papst als Oberhaupt vereint werden. Die orthodoxen Riten und die Liturgie blieben erhalten. Es wurde der Julianische Kalender beibehalten.
Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Gebiet nach und nach unter russische Herrschaft durch die sogenannten Teilungen Polens. Der Krieg gegen Napoleon von 1812, der sich hauptsächlich auf dem belarussischen Territorium abspielte, rief eine ökonomische und demografische Krise hervor. Die hiesigen Adeligen unterstützten meistens Napoleon mit der Hoffnung das Großfürstentum Litauen wiederherzustellen.
Die Zugehörigkeit zum Russischen Reich war bis zur Oktoberrevolution (1917) durch die Politik der Russifizierung geprägt. Es wurde die belarussische Sprache verboten. Erst nach der Revolution 1905 wurde deren Gebrauch wieder legalisiert. Sie durfte jedoch weiterhin nicht in den Schulen unterrichtet werden. In Weißrussland und der Ukraine wurden viele katholische und unierte Kirchen geschlossen oder den Orthodoxen übergeben. Nicht-orthodoxe Klöster wurden aufgelöst. Die Bevölkerungsteile, die dieser Konfession angehörten, wurden gedrängt, den orthodoxen Glauben anzunehmen. Belarus wurde zum Westlichen Randgebiet erklärt. 1863/1864 kam es zu Aufstand gegen die russische Herrschaft angeführt von Kastus Kalinowski. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.
Im 20. Jahrhundert war die belarussische Geschichte voller historischen Ereignisse und Widersprüche. Mit dem Eintritt Russlands in den Ersten Weltkrieg (er dauerte vier Jahre) war der westliche Teil von Belarus durch deutsche Truppen bis September 1915 besetzt.
Mit dem Sturz des Zarismus in Russland infolge der Februarrevolution und nach dem Sieg des bewaffneten Aufstandes in Petrograd wurde in Minsk die Sowjetmacht verkündet.
Am 25. Februar 1918 rückten deutsche Truppen in Minsk ein. Unter den Bedingungen der deutschen Okkupation, aber ohne das Einverständnis der Besatzungsmacht, wurde am 25. März 1918 die Gründung einer „freien und unabhängigen Weißrussischen Volksrepublik“ („Belaruskaja Narodnaja Respublika“) proklamiert. Die Republik wurde sowohl vom Deutschen Kaiserreich als auch von den Bolschewisten nicht anerkannt. Sie existierte nur ein halbes Jahr bis Herbst 1918, gilt aber historisch und im Bewusstsein der Weißrussen als der Gründungsakt einer eigenen weißrussischen Staatlichkeit.
Nach längeren Verhandlungen wurde am 3. März 1918 der Friedensvertrag in Brest-Litowsk unterzeichnet. In dieser Phase wurde am 1. Januar 1919 in Smolensk die Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik proklamiert und deren Verwaltung schon eine Woche später nach Minsk verlegt.
Von Westen her versuchte Polen unter Marshall Pillsudski weite Teile von Belarus unter seine Kontrolle zu bringen, um dort einen mit Polen föderierten Staat zu bilden. Er wollte an die Traditionen des Großfürstentums Litauen anknüpfen. Im März 1919 wurde die Litauisch-Belarussische Sowjetrepublik („Lit-Bel“) mit der Hauptstadt in Vilnius ausgerufen („Lit-Bel“). Im August 1919 besetzte Polen einen großen Teil von Belarus und auch die Hauptstadt Minsk. Diese Besetzung dauerte bis zum 11. Juli 1920 an. Am 31.Juli 1920 wurde nach der Aufhebung der polnischen Besetzung die Unabhängigkeit der BSSR ausgerufen. Im Friedensvertrag von Riga bekam Polen die westlichen Gebiete von Belarus zugesprochen. Der östliche Teil blieb als BSSR sowjetisch.
Am 30. Dezember 1922 trat die BSSR der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) bei. Bis Ende des Jahrzehntes wurde eine Politik der Belarussifizierung durchgeführt. In den 20er Jahren hatte Belarus, bedingt durch die vier Nationalitäten, vier Staatssprachen: Belarussisch, Russisch, Polnisch und Jiddisch. In den 20er/30er Jahren wurden neue Industriezweige gebildet. Schnelle Entwicklung bekam Leicht-und Lebensmittelindustrie, Holzverarbeitung. Bis heute existiert Fabrik für landwirtschaftlichen Maschinenbau in Homel „HomSelmasch“.
Im westlichen Teil von Belarus wurde eine Politik der Polonisierung durchgeführt. Es wurden belarussische Schulen geschlossen und durch polnische ersetzt. Die orthodoxen Kirchen, sehr oft gegen Willen der Gläubigen in katholische umgewandelt. In Belarus wurden die sogenannten „Kolonisten“ aus Polen angesiedelt. Sie sollten für die Polonisierung der hiesigen Bevölkerung sorgen.
Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Überfall auf Polen am 2. September 1939. Am 17. September 1939 kam es zur Wiedervereinigung von Westbelarus mit der BSSR.
Am 22. Juni 1941 überfielen die Hitlertruppen treubrüchig die Sowjetunion. Nach zwei Monaten stand das ganze Gebiet von Belarus unter faschistischen Besatzung. Nach dem Generalplan „Ost“ richteten Nazis zur Vernichtung der Bevölkerung Ghettos, Konzentrationslager ein. Viele Bürger wurden zu Zwangsarbeiten nach Deutschland verschleppt. Tausende von Dörfern wurden niedergebrannt, die Städte zerstört. In der okkupierten Republik entfaltete sich eine massenhafte Widerstandsbewegung. Die Partisanenbewegung in Belarus war die größte in Europa. Im Juli 1944 befreiten sowjetische Truppen ganz Belarus.
Der Krieg brachte große menschliche und materielle Verluste mit sich. In Anerkennung des Beitrages des belarussischen Volkes zur Zerschlagung des Hitlerfaschismus und in Ehrung der dabei gebrachten Opfer wurde die BSSR im Jahre 1945 in die Organisation der Vereinten Nationen als Gründungsmitglied aufgenommen.
Die belarussische Wirtschaft spielte von den 50er bis in die 70er Jahre für die Volkswirtschaft der UdSSR eine wichtige Rolle. Das Land wurde im Volksmund als „Montagehalle“ der sowjetischen Wirtschaft bezeichnet. Elektronik, Radiotechnik, Maschinenbau, chemische Industrie entwickelten sich am schnellsten. Die industrielle Entwicklung führte zu einer schnellen Urbanisierung und Landflucht.
Die politischen Prozesse Ende 80er-Anfang 90er Jahre führten zum Zerfall der UdSSR. Am 27. Juli 1990 verabschiedete der Oberste Sowjet der BSSR die staatliche Unabhängigkeit der Republik, die im August 1991 zum Verfassungsgesetz erhoben wurde.
Seit dem 19. September 1991 heißt das Land die Republik Belarus.
Im Dezember 1991 unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs von Russland, der Ukraine und Belarus in Wiskuli im belarussischen Urwald von Belaja Wesha die Auflösung der UdSSR. Am 15. März wurde eine neue Verfassung angenommen.
Republik Belarus ist ein unitarischer, demokratischer Rechtsstaat mit präsidialer Regierungsform. Am 10. Juli 1994 wurde Alexander Lukaschenko zum ersten Staatspräsidenten der Republik Belarus gewählt.
Belarus ist heute ein souveräner Staat. Das Land hat keine territoriale Ansprüche und keine Konflikte mit den Nachbaren. Es ist Mitglied in mehreren Unionen mit den ehemaligen Sowjetrepubliken. Seit 2014 finden in Minsk die Verhandlungen zwischen Ukraine, Russland uns OSZE statt.
Die Verfassung der Republik Belarus gewährleistet die Freiheit des Glaubens und das Recht auf religiöse Versammlungen.
Belarus gehört zu den zehn sicheren Ländern neben Australien, Holland, Japan, Singapur.
Die belarussische Wirtschaft spielte von den 50er bis in die 70er Jahre für die Volkswirtschaft der UdSSR eine wichtige Rolle. Das Land wurde im Volksmund als „Montagehalle“ der sowjetischen Wirtschaft bezeichnet. Elektronik, Radiotechnik, Maschinenbau, chemische Industrie entwickelten sich am schnellsten. Die industrielle Entwicklung führte zu einer schnellen Urbanisierung und Landflucht.
Die politischen Prozesse Ende 80er-Anfang 90er Jahre führten zum Zerfall der UdSSR. Am 27. Juli 1990 verabschiedete der Oberste Sowjet der BSSR die staatliche Unabhängigkeit der Republik, die im August 1991 zum Verfassungsgesetz erhoben wurde.
Seit dem 19. September 1991 heißt das Land die Republik Belarus.
Im Dezember 1991 unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs von Russland, der Ukraine und Belarus in Wiskuli im belarussischen Urwald von Belaja Wesha die Auflösung der UdSSR. Am 15. März wurde eine neue Verfassung angenommen.
Republik Belarus ist ein unitarischer, demokratischer Rechtsstaat mit präsidialer Regierungsform. Am 10. Juli 1994 wurde Alexander Lukaschenko zum ersten Staatspräsidenten der Republik Belarus gewählt.
Belarus ist heute ein souveräner Staat. Das Land hat keine territoriale Ansprüche und keine Konflikte mit den Nachbaren. Es ist Mitglied in mehreren Unionen mit den ehemaligen Sowjetrepubliken.
Seit 2014 finden in Minsk die Verhandlungen zwischen Ukraine, Russland uns OSZE statt.
Die Verfassung der Republik Belarus gewährleistet die Freiheit des Glaubens und das Recht auf religiöse Versammlungen.
Belarus gehört zu den zehn sicheren Ländern neben Australien, Holland, Japan, Singapur.
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